Babsie unser Fox-Terrier



TRANSKRIPT
4.1.96   ¶   Heute war der wohl schrecklichste Tag in Babsie’s Leben (Basie ist unser Hund, ein Fox-Terrier). Vana wollte heute mit ihr spazieren gehen. Doch dann, bei unserem Nachbarn, geschah es: Zwei Dalmatiner kamen die Straße entlang geschossen und fielen Babsie an. Sie haben sie fast zerrissen. Vana hatte auf die Dalmatiner eingeschlagen, gezerrt, aber sie ließen nicht los. Schließlich konnte Basie fliehen. Sie lief direkt nach Hause, die Dalmatiner folgten ihr nicht. Mama und ich dachten erst, sie sei Vana weggelaufen (das macht sie manchmal) und wollten sie zurückbringen. Doch Babsie wollte keinen Schritt machen. Als Vana nach Hause kam mußte sie die ganze Zeit




LINKS weinen. Ich habe sie noch nie so weinen hören. Sie war so hilflos gewesen und mußte zuschauen wie unser Hund fast zu Tode gerissen wird. Wir fuhren sofort zum Tierarzt. Gott sei Dank waren die Wunden nicht allzu gefährlich.   ¶   Es ist doch unmöglich, so große Hunde frei herumlaufen zu lassen, vor allem, wenn sie vorher schon mehrere Hunde gebissen hatten. Unser kleiner Hund läuft an der Leine und diese Dalmatiner... . Als Papa davon erfuhr war er auf 200 und hatte sonst welche Gedanken im Kopf. Mama mußte ihn erst einmal beruhigen. Später kam die ganze Familie mit, um Babsie vom Tierarzt abzuholen. Sie mußte an drei Stellen genäht werden. Ach ja, vorher fuhren wir noch zum Rathaus, genauer zum Ordnungsamt und berichteten über den Vorfall. Papa verlangte, daß diese Hunde an die Leine kommen sollen.

RECHTS Der Tierarzt sagte, daß wir Babsie heute nichts mehr zu Essen geben sollen, da sie sich wegen der Narkose sonst übergeben würde. Auf dem Heimweg hielten wir noch kurz bei Fissmers, unseren Nachbarn, an. Debbie und Droll, die beiden Hunde, hatten wohl mitbekommen, was mit Babsie los ist und sogar Debbie, die Babsie sonst meist anknurrt, war ganz lieb zu ihr.   ¶   Zur Zeit ist Babsie auf ihrem Sessel im Wohnzimmer und schläft. Ich hoffe, daß sie von diesem Vorfall keine seelischen oder psychischen Folgen erleidet, daß sie z.B. jeden anderen Hund anknurrt oder sogar uns. Beim Tierarzt kamen mir etwas die Tränen, weil ich unter anderem dies befürchtete. Aber uns bleibt nichts anderes übrig als weiter zu leben wie bisher und abzuwarten. Das neue Jahr fing ja schön an!



[ erlebt: 12-jährig / 1996 ]
[ Medium: Tagebuch ] [ Archivierung: Elternhaus / Kinderzimmer / Kleiderschrank ]

w26
Im Jahr bevor ich den Tagebucheintrag verfasst habe, hatte meine Schwester es geschafft, meine Eltern dazu zu überreden, einen Hund bei sich aufzunehmen. Sie hatte ihn schon seit seiner Geburt besucht und versorgt. Ich wollte damals keinen Hund, hab mich aber schnell an die kleine Babsie gewöhnt. Als meine Schwester im neuen Jahr mit dem Hund spazieren ging, wurde er von zwei nicht angeleinten Hunden aus der Gegend angefallen. Babsie war zwar nicht allzu schwer verletzt, hatte aber einen psychischen Schaden erlitten und war danach nicht mehr dieselbe. Sie war generell verängstigter und schnappte schnell zu. Fremde Menschen durften sie nicht streicheln, weil sie ohne Vorwarnung schnell ausrastete und auch anderen Hunden gegenüber verhielt sie sich eher aggressiv.
       Wenn ich den Tagebucheintrag lese, verspüre ich innerlich immer noch die gleiche Wut wie damals, als ich den Eintrag geschrieben habe. Wut darüber, dass es damals überhaupt zu dem Vorfall gekommen ist. Ich frage mich, was aus Babsie wohl geworden wäre, wenn all das nicht passiert wäre.


© 2009 carolin lewecke // impressum // kontakt