Lotosgarten



TRANSKRIPT
Montag   ¶   Mein Bruder & ich sind auf einer antiken Welt, parkähnlich, Lotosgärten/Buddha-Kloster. Schein an einer Krankheit zu leiden: Ein alter Priester=Weiser kümmert sich um mich: macht sich auch große Sorgen. Ich werde es nicht los: Muß ständig würgen, Brocken aus dem Hals gehustet. Schleimige Fäden die irgendwie Struktur haben. Ich ziehe so ein Ding/Band aus dem Rachen/Mund und erkenne: Eine Blume=Pflanze, bereit eingepflanzt zu werden. Das Gewürgte sind Lebewesen/-formen. Ich bin anscheinend eine biologische Datenbank/Rest Relikte-Reservoir einer vielleicht toten Welt. Die sich durch mich neu erschaffen kann. Meine DNA enthält die Codes dieser Welt als Sicherungskopie und mein Körper synthtisiert dieses Leben als biochemisch Mechanismus neu! Ich würge weiter: Eine weitere bohnen/blumen-ähnliche Pflanze mit Wurzeln, Stengeln+Blättern, ganz zart und durchscheinend, wie Glasnudeln. Ich fühle mich gut u. bin sogar ein wenig stolz u. erleichtert. Ich setze die Pflanze in den Boden. Sie geht sofort an und wächst mit großer Geschwindigkeit. Verdrängt fast die ursprünglichen Pflanzen im Beet.– In Zeitraffer bedecken nun Baumreihen/Wälder die Landschaften; fremdartige Lebensformen im Unterholz. Eine Neuerschaffung der Welt. Es erscheinen Gegner: Lehnen die Wiedergeburt meiner Welt ab, wollen uns vernichten/töten/löschen. Wir fliehen aus dem paradiesischen Lotosgarten in die Fremde. Jahrhunderte später kommen uns Forscher auf die Spur: Erkennen die Fremd DNA, stellen Vermutungen an. Machen Archäologisch u. prähistorische Untersuchungen. Suchen in antiken Textquellen. Vom babylonischen Talmud bis zu vatikanischen Urtexten=Geheimquellen. Sie finden Hinweise auf uns, obwohl Vatikan stets unser Gegner war, uns verfolgte&vor allem leugnete: Wir wären eine Gefahr für Gottes Schöpfung. Aber jetzt ist alles aufgedeckt, die Welt weiß Bescheid und mein kleiner Bruder+ich können in den Tempel/Garten zurückkehren. Dort treffen wir unseren alten weisen Lehrer wieder. Doch die Freude währt nur kurz, da er sehr krank ist, alt u. bald sterben wird.



( noch Montag )   ¶   Aber er macht uns Mut: Niemals den Glauben verlieren, nicht vergessen, was wir gelernt hätten. Er fällt sterbend in das Tempelbecken. Verwandelt sich in fremdes Gewebe/Struktur, wie eine Alge/Schlingpflanze, die den ganzen Teich durchzieht. Ableger sind überall auswildert. Wir sind glücklich! Unser alter Lehrer hat es geschafft, sich zu erhalten. Sein Person, Weisheit, Wissen durchziehen nun die ganze Welt & bleiben erhalten. Das Sterben ist nur die Weitergabe allen gespeicherten Wissens zurück in die Welt..!



[ erlebt: 33-jährig / 1999 ]
[ Medium: Traumnotizen ] [ Archivierung: Arbeitszimmer / Regal / Sammelordner »Souvenirs« / Klarsichtfolie ]

m43
Phasenweise führe ich Traumtagebuch, d.h. direkt nach dem morgendlichen Aufwachen notiere ich mir das soeben Erlebte und während des Schreibens verstehe ich intuitiv, welche Traumelemente was bedeuten.
       Gewöhnlich haben meine Traumelemente drei Ebenen: Zum einen die aktuellen Dinge vom Vortag, Aufreger und frisch Erlebtes. Immer mit dabei sind dann die Elemente aus der Kindheit: Das alte Zuhause und dazu die Personen aus der Familie als Rahmenkonstrukt. Und oft geradezu unheimlich ist ein philosophisch fabelartiger Traumkern, der direkt am Traumende die Handlung in Form eines Verstehens und Erkenntnis auflöst.
       Jeder Traum hat intuitiv seinen Namen. So heißt dieser Traum »Lotosgarten« und stammt aus dem Jahre 1999 und, wie ich zufällig bemerke, aus der Nacht vor meinen 33. Geburtstag. Zwar haben sich inzwischen viele farbige Details verloren, doch geblieben ist das emotionale Grundgefühl: Die Einsamkeit des Naturschützers, der Einzelkämpfer umgeben von Desinteresse angesichts der Naturvernichtung. Natur und lebendige Vielfalt haben in der Menschenwelt nichts verloren. Doch der Traum zeigt auch Hoffnung: Ich selber kann Leben bewahren und die Menschen kommen zur Einsicht. Und auch ein faszinierendes Bild: Der Tod als Weitergabe und Rückkehr in die Welt.
       Der Traum spielt im Garten meines Geburtshauses und ist sicherlich geprägt durch einen der eindrucksvollsten Filme meiner Kindheit: »Lautlos im Weltraum« (»Silent Running«, 1972) mit dem Soundtrack von Joan Baez.


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