Once upon a time



TRANSKRIPT
Wie geht es dir?   ¶   Ich hab dich heute viel mal angeruft, und kommte hier auch. Aber sehe Ich, daß dein Motor ist weg, so vielleicht du bist in der „County“.   ¶   Ich versuche nächste woche dich zu telefonieren – (Dienstag, Mittwoch). Und dann lernen wir was i ist mit Charles Bronson und seine Mundharmonika passiert  ¶   Tschüß & viel Glück.   ¶   András



[ erlebt: 28-jährig / 1995 ]
[ Medium: Brief ] [ Archivierung: Wohnzimmer / Schrank / Plastiktüte ]

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1995 war ich Sprachlehrer an einer Deutsch-Schule in Budapest. In einer Pause war ich eines Tages in der Nähe der Rezeption, als sich ein Mann nach einem Privatlehrer erkundigte. Es sollte ein Deutscher sein ohne Akzent bzw. Dialekt. Ich meldete mich bei ihm und wir tauschten die Telefon-Nummern aus. Die Sache kam tatsächlich zustande, wir besprachen einen gewissen Lohn und fingen an, uns zu treffen, jeweils sonntags. Mal kam er zu mir, dann ich zu ihm. Aber aus’m Buch lernen, das war nicht das Richtige für ihn. Er wollte das freie Sprechen üben, nicht lesen.
       Daraufhin schlug ich vor, ihm Video-Filme auf VHS mitzubringen, die wir uns (auf deutsch natürlich) ansahen. Wenn er etwas nicht verstand, spulte ich zurück oder sagte es ihm deutlicher. Dafür wollte ich aber kein Geld mehr verlangen, war mir unangenehm von einer Privatperson. Wir hatten uns eh sowas wie angefreundet. Wir sahen »Spiel mir das Lied vom Tod«, Musik: Ennio Morricone, Regie: Sergio Leone, Original: »Once upon a time in the west«. Eines Tages kam ich nach Hause, da fand ich dieses Papier im Briefkasten. Zu der Zeit hatte ich nur Festnetztelefon, noch kein Handy. Die Formulierung »Und dann lernen wir was ist mit Charles Bronston und seine Mundharmonika passiert.« fand ich so lustig, dass ich den Zettel als Andenken behielt. Nicht nur, dass der András Anwalt war, was nützlich sein konnte, durch ihn habe ich dort auch viele gute Freunde gefunden, die ich immer noch oft treffe. Inzwischen sehe ich ihn nur noch selten, was eigentlich schade ist, aber er arbeitet viel.
       Den Film sahen wir aber damals noch zu Ende. Auch einen anderen fingen wir noch an, stellten ihn aber nicht fertig. Er hatte eine lustige Art, deutsch zu sprechen, was ich immer witzig fand. Und dieser Brief ist, glaub ich, das einzige Überbleibsel davon.


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